Glucosestoffwechsel und Demenz

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Bereiche oder Muster eines reduzierten Glukosestoffwechsels werden häufig bei Gehirnscans von Patienten mit Alzheimer und anderen Demenzen gesehen. Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass der Glukosehypometabolismus mehr als nur ein Biomarker auf Gehirnscans sein könnte: Er könnte ein Schlüsselfaktor in der Pathologie der Demenz sein.

Der Glucosestoffwechsel im Gehirn könnte somit eher ein kausaler und veränderbarer Akteur bei der Krankheit (Alzheimer bzw. Demenz) sein. Denn Beobachtungsstudien weisen seit langem darauf hin, dass Patienten mit Diabetes ein erhöhtes Risiko haben, an Alzheimer und anderen Formen der Demenz zu erkranken. Aber die Art dieser Beziehung ist nicht klar. Dass Insulinresistenz im Gehirn zur Pathologie der Alzheimer-Krankheit beitragen kann, hat einige Wissenschaftler zu der Annahme veranlasst, dass es sich bei der Alzheimer-Krankheit um einen hirnspezifischen „Typ-3-Diabetes“ handeln könnte. Daneben hat man sich aber weiter darauf konzentriert herauszufinden, wie Typ-2-Diabetes möglicherweise Alzheimer-bezogene Veränderungen im Gehirn hervorruft.

Wobei in den meisten Hirnautopsiestudien Patienten mit Diabetes nicht mehr von den mit der Alzheimer-Krankheit verbundenen Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen als Menschen ohne Diabetes haben. Aber es zeigte sich, dass Menschen, die gegen Diabetes behandelt wurden, niedrigere Liquor-Tau-Werte hatten, als Menschen, deren Diabetes unbehandelt blieb. Wie und warum das so ist, ist Gegenstand von Untersuchungen.

Auch die Schlafqualität ist ein weiteres Steinchen im großen Puzzle, denn Schlafstörungen sind ein häufiges Problem für Diabetiker – und umgekehrt wirkt die Entwicklung von Plaques negativ auf den Schlaf. Schlafverlust und Alzheimer-Pathologien wirken als additive oder synergistische Abwärtsspirale für das Gehirn.

Ein weiterer bedeutender Risikofaktor, der nachgewiesen wurde, ist das Gen apolipoprotein E oder APOE. Es kodiert ein Protein, das sich mit Fetten zu einem Lipoprotein zusammenlagert. Eine Variante, die eher selten vorkommt, aber mit einem erhöhten Risiko für spät einsetzender Alzheimer-Erkrankung verbunden ist, ist das APOE4. Die Glykolyse – der erste Schritt bei der Umwandlung von Glukose in Energie – ist in Gehirnzellen mit der APOE 4 Variante weniger robust. Die Hexokinase-Aktivität (ein an der Glykolyse beteiligtes Enzym) ist dabei reduziert.

Zur Zeit werden in einer Reihe von klinischen Studien Diabetes-Medikamente bei Patienten mit Alzheimer oder anderen Formen altersbedingter kognitiver Beeinträchtigung getestet. Einige wenige Studien befassen sich auch mit der Frage, ob metabolismusfördernde Lebensstil-Interventionen wie Ernährungsumstellung oder Bewegung kognitive Beeinträchtigungen verzögern oder reduzieren könnten.

Bislang sind die Ergebnisse der Studien zu Diabetes-Medikamenten gemischt. Insulin – das für den Energiestoffwechsel des Gehirns unerlässlich ist – könnte eventuell vielversprechend sein. Dabei wird Insulin nasal verabreicht, wobei auch hier noch viel Forschungsarbeit vonnöten ist.

Auch das Diabetes-Medikament Metformin ist im Fokus, ob es bei bereits bestehenden leichten kognitiven Beeinträchtigungen vor dem Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit bewahren kann. Das Medikament hilft, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren und die Insulinsensitivität zu erhöhen.

Angesichts des Mangels an Behandlungsmöglichkeiten kommt man aber immer wieder auf die bekannten Lifestyle-Interventionen zurück, die sowohl im Körper als auch im Gehirn positive metabolische Auswirkungen haben können. Dabei geht es zum Beispiel um eine modifizierte Version der ketogenen Diät, die Elemente der mediterranen Ernährung enthält, wobei die Patienten verbesserte Biomarker für die Alzheimer-Krankheit in ihrer Hirnflüssigkeit hatten. Mit der ketogenen Diät hat sich das β-Amyloid in eine gesündere Richtung entwickelt. Man hat auch eine bessere Durchblutung des Hippocampus und eine verbesserte körpereigene Insulinsensitivität vermerkt.

Und es kommen natürlich auch noch die Vorteile von Bewegung zum Tragen, die nachweislich die Kognition und Insulinsensitivität verbessern und als Therapie für Patienten mit Alzheimer-Krankheit eingesetzt werden können. Auch wenn die letzten Beweise fehlen, so machen Ernährung und Bewegung das Gehirn widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Alterns – das haben wir schon öfter geschrieben! Hier oder hier.

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