Ein Hormon, das Menschen während des Trainings exprimieren, verdoppelt die Laufkapazität und verlängert die gesunde Lebensspanne älterer Mäuse. Diese Daten aus einer Studie mit Menschen und Mäusen zeigen laut USC-Studie ein neues Ziel für die Umkehrung altersbedingter Abnutzung. Die Ergebnisse bringen neue Möglichkeiten zur Bekämpfung des altersbedingten körperlichen Verfalls ins Spiel.
Im Zentrum steht dabei das mitochondriale Genom, das die Regulierung der körperlichen Kapazität, der Leistung und des Stoffwechsels während des Alterns regelt. Es könnte so in der Lage sein, die gesunde Lebenszeit zu verlängern.
Mitochondrien sind bekanntlich die Energiequellen der Zelle, aber dabei nicht nur die „Kraftwerke“, sondern ganz zentral für den Stoffwechsel und dessen Abstimmung. Dabei kommunizieren sie aktiv mit dem Körper, was im Alter immer schlechter zu funktionieren scheint. Die vorliegende Studie legt aber nahe, dass man dieses Kommunikationsnetzwerk wieder herstellen kann – zumindest bei Mäusen, wo es gelang, ältere wieder so fit wie jüngere zu machen.
Untersucht wurde die Rolle eines erst kürzlich identifizierten Hormons mit dem schönen Namen MOTS-c, das die Effekte von Bewegung nachahmt. Die genetische Information für MOTS-c liegt dabei in den Mitochondrien, nicht im Zellkern, was es besonders macht. MOTS-c weist nun Proteine an mit dem Genom im Zellkern zu interagieren und spielt so eine wichtige Rolle bei der Regulierung des Zellstoffwechsels und der Stressreaktion.
In der Studie wurden die körperliche Aktivität und Leistung von jungen (2 Monate), mittelalten (12 Monate) und alten (22 Monate) Mäusen gemessen, während sie mit MOTS-c behandelt worden waren. Die Mäuse jenes Alters schnitten signifikant besser bei den gestellten Aufgaben ab, als unbehandelte Mäuse desselben Alters. Die körperlichen Herausforderungen inkludierten Gleichgewichtsaufgaben auf einem rotierenden Stab und Laufen auf einem schneller werdenden Laufband.
Selbst bei Mäusen, die mit einer fettreichen Diät gefüttert worden waren, zeigte sich nach einer Behandlung mit MOTS-c eine deutliche Verbesserung und dazu eine geringere Gewichtszunahme als bei unbehandelten Mäusen. Das widerspiegelt frühere Ergebnisse, die zeigten, dass MOTS-c die diätbedingte Fettleibigkeit und die diät- und altersabhängige Insulinresistenz umkehrte.
Zusätzlich führte die Behandlung der ältesten Mäuse, die sich dem Ende ihres Lebens näherten, mit MOTS-c zu deutlichen körperlichen Verbesserungen. Gemessen wurde das an der Griffkraft, dem Gang (gemessen an der Schrittlänge) und die körperliche Leistungsfähigkeit, die mit einem Gehtest gemessen wurde (Laufen war in diesem Alter nicht möglich). Das Alter der Mäuse entsprach dem menschlichen Alter von 65+, und die alten Mäuse konnten sogar unbehandelte Mäuse mittleren Alters leistungsmäßig übertreffen.
Beim Menschen wurden junge, männliche Probanden erfasst, die auf einem stationären Fahrrad trainierten. Muskelproben und Plasmaproben wurden vor und nach dem Training, sowie 4 Stunden nach Beendigung des Trainings, genommen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass MOTS-c in den Muskelzellen nach dem Training um fast das Zwölffache anstieg und in der Nachbelastungsphase weiter erhöht blieb, während es im Plasma nach dem Training ebenfalls stieg, nach 4 Stunden aber wieder auf den Ausgangswert zurückkehrte. Das weist darauf hin, dass das Training selbst die Expression auslöst und dass die Alterung durch Gene sowohl im mitochondrialen als auch im nuklearen Genom reguliert wird. Obwohl weitere Forschung zu MOTS-c erforderlich ist, deuten die Daten darauf hin, dass eine MOTS-c-Behandlung die Gesundheitsspanne oder den Teil der Lebensspanne, der in guter Gesundheit verbracht wird, erhöhen und Gebrechlichkeit und andere altersbedingte Zustände bekämpfen könnte.
Viel einfacher als externe Behandlung ist aber: selbst aktiv sein und bleiben, und selbst für MOTS-c sorgen!