In mehreren Richtlinien zum Blutdruck wird eine niedrige Natriumzufuhr (unter 2,3 g/Tag . heißt 5,8 g/Tag Salz) für die gesamte Bevölkerung empfohlen.Die Annahme dabei ist, dass weniger Natrium den Blutdruck senkt und damit das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringert.
Diese Leitlinien wurden allerdings ohne belastbare Daten und Fakten entwickelt – also z.B. ohne zuverlässige Schätzung der Natriumaufnahme durch Menschen. Es gibt auch keine hochwertigen Belege, dass eine niedrige Natriumaufnahme kardiovaskuläre Ereignisse (im Vergleich zu einer mässigen Aufnahme) reduziert.
Diese Übersicht untersucht, ob die Empfehlung für eine niedrige Natriumzufuhr, die von den aktuellen Leitliniengremien erreicht wurde, durch robuste Evidenz gestützt wird. Das Ergebnis stellt einen Kontrapunkt zur aktuellen Empfehlung für eine niedrige Natriumzufuhr dar und legt nahe, dass ein spezifisches Ziel für eine niedrige Natriumzufuhr (z.B. <2,3 g/Tag) für Einzelpersonen möglicherweise nicht realisierbar ist, einen ungewissen Einfluss auf andere Ernährungsfaktoren hat und eine unbewiesene Wirksamkeit bei der Verringerung kardiovaskulärer Erkrankungen aufweist.
Die aktuelle Evidenz weist darauf hin, dass der Großteil der Weltbevölkerung eine moderate Natriumzufuhr über die Nahrung (2,3-4,6 g/Tag; 1-2 Teelöffel Salz) zu sich nimmt, die nicht mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko verbunden ist.
Das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen steigt, wenn die Natriumzufuhr 5 g/Tag übersteigt. Auch wenn die derzeitige Evidenz Grenzen hat und es Meinungsverschiedenheiten bei der Interpretation der vorhandenen Evidenz gibt, sollte aufgrund von Beobachtungsstudien als Ziel <5 g/Tag Natrium angepeilt werden. Dazu sollten große, randomisierte, kontrollierte Studien zur Natriumreduktion hinsichtlich der Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse und der Mortalität durchgeführt werden.